Johann Mauterer

Zu den Musikern, die schon im 18. Jahrhundert eine führende Rolle im Musiklebender Gemeinde eingenommen haben, gehören die Mauterers. Diese Femilie stammt, soweit dies aus mündlichen Überlieferungen hervorgeht, aus dem Schwarzwald. Jakob Mauterer, geboren am 10. Juli 1824, ist der erste, namentlich aufgeführte Musiker aus dieser Familie. Er starb im Jahre 1902. Das älteste Mitglied des bestehenden Orchesters, der 1887 geborene, alte JohannKozek konnte sich in seinem Leben noch an ihn erinnern. Jakob Mauterers Sohn, Johann Mauterer - geboren am 20. Juli 1871 - war der würdige Nachfolger seines Vaters. Ihm war das große Glück beschieden, sein ganzes leben der Musik widmen zu können, ihr zu dienen, von ihr getröstet und belohnt zu werden.

Es war keine einseitige Liebe und es war kein in den schoß gefallenes Glück; er kämpfte dafür und arbeitete sein Leben lang in aufopfernder Bereitschaft und mit größter Begeisterung.

Als er 10 Jahre alt war, konnte er - Schüler seines - schon gut Geige spielen und als er zwölf war, bekam er das erste Flügelhorn. Herangewachsen, erhielt er als junger Soldat beim Militär eine gründliche musikalische Ausbuldung.

Seine Militärzeit war für seine Tätigkeit als Musiker, für sein ganzes Leben bestimmend. Er war in Budapest Flügelhornist undzwar unter der leitung eines so hervorragenden und berühmten Kapellmeisters wie Richard Fricsay, Vater des weltberühmten Dirigenten Ferenc Fricsay.

Unter der sachkundigen Leitung Fricsays entwickelte sich Johann Mauterer zu einem ausgezeichneten Musiker. Der Dirigent gewann den jungen Werischwarer lieb und ließ ihn nicht nur die meisten Solos spielesn, sondern wollte ihn auch zum Berusmusiker ausbilden lassen. Aber weder Budapest noch Wien lockte den jungen Mann. Werischwar war seine richtige Heimat, dorthin wollte er zurück. Dort wartete ein Mädchen auf ihn, das er bald nach der Abrüstung heiratete.

Johann erbte das Talent und Liebe zur Musik von seinem Vater; nach dessen Tod kam ihm auch der Dirigentenstab zu. Der junge Musiker versah sein Amt als Kapellmeister des Blasorchesters von Werischwar, wie auch 40 Jahre hindurch seine Musikschule als Leiter mit Ernst und Können, mit Freude und Schwung. Johann Mauterer war ein strenger Lehrer gewesen, de von allen seiner Schüler Fleiß und Disziplin forderte. Wer nicht übte oder nicht mitkam, den ließ er glatt durchfallen. Während der ersten drei Jahre gab es nur theoretischen Unterricht und Geigenunterricht. Erst dann als er den jungen Musikanten für reif genug fand, suchte der Meister das richtige Blasinstrument für ihn aus. Als Musiker war Johann Mauterer sehr pedantisch und außerordentlich streng. Als er zu seinem achtzigsten Geburtstag von einer Bekannten beglückwünscht wurde, konnte er nicht umhin, einem alten Musiker vorzuwerfen, daß er vor einigen Jahren während einer Feier, irgendeine Stelle falsch gespielt hatte.

Bezeichnend für seine Ordnungsliebe war auch die Arbeit in seinem Weingarten. Die Bestellung dieses 900 Quadratmeter großen Weingartens war für ihm eigentlich nur eine Ausgleichtätigkeit zur Entspannung. Einen großen Teil der Sommerwochen verbrachte er in seinem Weingarten, wo die Größte Sauberkeit und Ordnung herrschte. Unkraut gab es bei ihm nicht. Auch mit dem Besprengen nahm er es ernst und war beispielgebend. Man sagt ihm nach, er wollte jedes einzelne Rebenblatt gesondert besprengen.

Johann Mauterer ist es zu verdanken, daß die Blasmusik in Werischwar ein hohen Niveau erreichte, so daß sein Orchester nicht nur im Komitat Pest, sondern auch außerhalb des Komitates den besten Namen hatte. Einmal veranstaltete Johann Mauterer eine Schiffahrt nach Wien. Hier spielte sein Orchester in einer Gaststätte und errang dabei einen unerhört stürmischen Erfolg. So einen Applaus in der Heimat der Blasmusik zu erzielen war natürlich nicht leicht!

Der verstorbene Deutschlehrer Georg Hidas-Herbst hat den alten Meister gut gekannt und erzählte einiges über ih. "Wunderschön war der Klang seines Flügelhorns" sagte er nicht ohne Rührung.

"Sielte Johann-Vetter auf seinem Flügerhorn Solo, so füllten sich die Augen der älteren Generation mit Tränen. Aber auch als Geiger war er hervorragend. Alle Mitglieder seines Orchesters spielten auch Streichinstrumente. Auf Bällen, Hochzeiten nahmen sie nach Mitternacht die Streichinstrumente in die Hand und spielten Polkas, Walzer und die beliebsten Operettmelodien. Er war tatsächlich Künstler im Sinne des Wortes."

Auch als Mensch war Johann Mauterer außeerordentlich pedantisch und diszipliniert. Im Laufe seines langen Musikerlebens boten sich ihm unzählige Gelegenheiten Wein, Alkohol ohne Einschränkung zu genießen. Nie hat ihm jemand angeheitert, geschweige denn beschwipst oder betrunken gesehen. Auch in dieser Hinsicht war er beispielgebend und wirkte erzieherisch.

Das Musikleben des Dorfes verdankt ihm unendlich viel. Sein Stiel, seine musikalische Prägung gerieten nicht in Vergessenheit. Auch heute sagen damalige Musiker:

"So hat er gesagt,
so
hat er es gewollt,
wo muß das gespielt werden!"

Bis zu seinem 82. Lebensjahr, also bis 1953 blieb Johann Mauterer der leitende Musikführer des Dorfes. So wurden auch sein Vater und sein Großvater genannt. Johann Mauterers 80. Gebrurtstag war aber ein Dorffeiertag. Am 19. Juni 1956 wurden dem 85 Jahre alten, bereits schwerkranken Meister die "Verdienstmedaille für Sozialistische Kultur" und die "Verdienstmedaille für die Pflege der ungarischen Musik" verliehen. (Warum nicht für dei Pflege der deutschen Musik? Autor).

Einige Wochen später, am 13. Juli verschied JohannMauterer. Zum Begräbnis gekommenen Journalisten schätzten die Zahl der Menschen, die Johann Mauterer auf seinem letzten Weg begleitet haben an die fünftausend. Drei Blasorchester nahmen von Johann Mauterer einen Musikerabschied. Es waren zum Großteil ehemalige Schüler, denen er das Musizieren fast unentgeltlich beigebracht hatte.

Das Losungswort das Johann Mauterer seiner Kapelle hinterließ, lautet: "Nur streng zusammenhalten!" Und die Mitglieder beherzigten es.

Der Tod entriß uns einen großen Künstler, Johann Mauterer war nicht nur ein Erzieher des Volkes. Als solche setzte er den Gedanken in die Tat um: Zum Herbeiführen des inneren Friedens muß das Tun von der Liebe und dem Verständnis den Mitmenschen gegnüber und von der Vernunft bestimmt und geleitet werden.

Nach diesem Grundsatz lebte er auch. Da er die Musik liebte, verstand er auch ihren Sinn: Die Musik macht Menschen froh, still, ruhig und nachdenklich. So konnte er es sich aber auch zum Beruf machen: Frohsinn und Freude in die Tiefe des menschlichen Herzens zu senken. Das war der Zweck und die Aufgabe seines Lebens. Wir wissen, er hat dieses Ziel erreicht.

Johann Nick wurde sein Nachfolger als Kapellmeister. Die Werischwarer Musik spielte weiter auf Bällen, bei Hochzeiten und anderen fröhlichen Zusammenkünften und selbstverständlich auch an Staatsfesttagen. Im Jahre 1964 starb Johann Nick. Nun übernahm Josef Vörösvári, der erste Flügelhornist des Orchesters, die Leitung. Zu dieser Zeit spielte die Kapelle seltener, als in den vergangenen Jahren. Im Dorfe veranstaltete man jährlich mehrere Schwabenbälle. Die Musiker spielen im Fasching, zu Ostern, Pfingsten und auf dem Traditionellen Kathereinball sowie auf dem Ball der Feuerwehr. Bei Staatsfeierlichkeiten setzt die Kapelle ihre Ehre darein, freiwillig zu spielen.

Diese Gelegenheiten und die Einladungen zu größeren Hochzeiten hielten das Orchester zusammen. Mögen diese begabten Künstler mit ihrem fröhlichen Spiel auch in Zukunft vielen Musik- und Tanzfreunden zu guter Stimmung, Heiterkeit und Entspannung verhelfen.

Unter der erzieherischen Tätigkeit wuchsen von mehreren Jahrzeiten Generationen junger Musiker heran, die dann in den drei Blasorchestern der Gemeinde musizierten.

Unter ihnen spielte aber auch weiterhin die "Kapelle Mauterer" die zentrale, führende Rolle nicht zuletzt auch deshalb, weil ihre Mitglieder auch als Kirchenmusiker beträchtliches leisteten. Ihr Leiter war nicht nur ein weithin bekannter, berühmter Flügelhornist, sondern auch ein hervorragender Geiger, der sich als solcher zur Zeit der Stummfilme vier Jahre lang auch im örtlichen Kino unter der Begleitung eines Pianisten betätigte. Darüber hinaus war er zwischen 1927-31 auch Dirigent des Handwerkerchors von Werischwar. Davon zeugen die kleinen Plaketten, die er 1927 für seine Sänger anfertigen ließ (Ein Stück hat sein adoptierter Sohn Johann Mauterer junior im Familienarchiv unter den vielen Ehrendiplomen und Auszeichnungen aufbewahrt.)

Die Musikkapelle Mauteres hält das Niveau der Kapelle weiterhin hoch und bleibt dem Namen "Mauterer" treu. Sie halten streng zusammen.

Quellenwerke von:
Franz Szeitl
Dr. Friederich Wild
Michael Fogarasy-Fetter